Dammschnitt (Episiotomie) bei der Geburt

Ein Dammschnitt – medizinisch als Episiotomie bezeichnet – ist ein chirurgischer Eingriff während der Geburt, bei dem der Damm (der Bereich zwischen Vagina und After) eingeschnitten wird, um die Geburt zu erleichtern. Studien haben gezeigt, dass ein Dammschnitt ohne eine klare medizinische Notwendigkeit weder der Mutter noch dem Kind Vorteile bringt, weshalb er nur noch selten routinemäßig durchgeführt wird.

Heute erfolgt ein Dammschnitt meist nur bei Komplikationen wie Steißlagen, Schulterdystokie oder bei vaginal-operativen Geburten (z. B. mit Saugglocke).

Wichtige Fakten zum Dammschnitt bei der Geburt im Überblick:

  • Ziel: Vermeidung schwerer Dammrisse und Verkürzung der Geburtsdauer

  • Arten: median (kurze Heilungszeit, aber Risiko für Afterriss), mediolateral (mehr Raum, längere Heilungszeit) und lateral (wird heute nicht mehr praktiziert)

  • Risiken: Schmerzen, Infektionen, Inkontinenz bei ungünstiger Schnittführung

  • Aktuelle Häufigkeit: Rückgang der Häufigkeit auf 8–30 % aller Geburten

Im folgenden Artikel erfährst du, wann ein Dammschnitt sinnvoll ist, wie er durchgeführt wird, welche Vor- und Nachteile bestehen und welche Alternativen es gibt.

Was ist ein Dammschnitt?

Der Damm ist der Bereich zwischen Anus und äußeren Geschlechtsorganen. Die Haut dort ist sehr empfindlich, weshalb der Damm – medizinisch als Perineum bezeichnet – auch als erogene Zone gilt.

Bei Männern erstreckt sich dieser Bereich vom Anus bis zur Basis des Hodensacks. Bei Frauen liegt der Damm zwischen Anus und den großen Schamlippen. Der Damm besteht hauptsächlich aus Nerven und Muskeln, die Teil der Beckenbodenmuskulatur sind.

Ein Dammschnitt bei der Geburt ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem der Damm in Richtung Anus eingeschnitten wird. Der Dammschnitt kann genutzt werden, um den Geburtsprozess zu beschleunigen. Das kann beispielsweise bei Problemen während der Geburt notwendig sein.

Früher wurde der Dammschnitt durchgeführt, um eine Überdehnung und mögliche Risse der Beckenbodenmuskulatur zu verhindern, die zu einem Dammriss führen könnten. Der Dammschnitt sollte daher einen Dammriss verhindern und die Austreibungsphase während der Geburt erleichtern. Die Vorteile dieser Praxis sind jedoch unter medizinischem Fachpersonal mittlerweile stark umstritten.

Das liegt daran, dass ein Dammschnitt ebenfalls zu einem Dammriss führen kann. Tatsächlich ist der Heilungsprozess bei einem natürlichen Dammriss oft besser als nach einem Dammschnitt. Zudem besteht das Risiko, dass Blutgefäße und Nerven bei einem Dammschnitt stärker verletzt werden könnten.

Aus diesem Grund wird der Dammschnitt nur in besonderen Fällen durchgeführt, wenn die Vorteile für Mutter und Kind medizinisch gerechtfertigt sind.

Wann ist ein Dammschnitt notwendig?

Die Geburt ist eine echte Herausforderung für den weiblichen Körper. Damit ein Baby gesund zur Welt kommt, müssen manchmal medizinische Eingriffe vorgenommen werden. Ein Dammschnitt ist einer davon.

Ein Dammschnitt kann während der Geburt unter folgenden Umständen notwendig sein:

  • wenn aufgrund der Größe des Babys, insbesondere des Kopfes, das Risiko eines sehr schweren Dammrisses besteht,

  • wenn die Geburt vorzeitig ist, weil der Kopf des Frühgeborenen noch sehr weich ist und die Druckveränderungen im Geburtskanal zu Verletzungen führen könnten,

  • wenn die Entbindung aus einer Steißlage erfolgt,

  • oder bei der Geburt von Zwillingen oder Drillingen.

Wie wird der Dammschnitt durchgeführt?

Zunächst wird der Bereich um den Damm betäubt, damit die Gebärende während und nach dem Dammschnitt keine Schmerzen verspürt.

Der chirurgische Schnitt wird in der Regel während einer Wehe vorgenommen. Das bedeutet, dass der Damm bereits durch den Kopf des Babys leicht gedehnt wurde. Es wird zwischen drei verschiedenen Arten unterschieden:

  • Mediane Episiotomie: Auch als mittlerer Dammschnitt bekannt. Da der Schnitt sehr klein ist, werden nur wenige Muskeln und Nerven durchtrennt. Die Möglichkeit zur Korrektur, also zur Erweiterung des Schnittes, ist jedoch sehr begrenzt.

  • Mediolaterale Episiotomie: Hier kann der Schnitt erweitert werden – zum Beispiel bei einer vaginalen Geburt. Das führt jedoch auch zu mehr Blutverlust und schlechterer Wundheilung. Schmerzen sind bei dieser Art des Dammschnitts ebenfalls nicht selten.

  • Laterale Episiotomie: Auch als seitlicher Dammschnitt bekannt. Hier ist der gewonnene Raum für das Kind am größten, aber auch der Blutverlust und die Schmerzen für die Frau. Diese Art des Dammschnitts wird daher heute nicht mehr praktiziert.

Der Gedanke an einen Dammschnitt ist alles andere als angenehm. Viele Frauen verspüren eine gewisse Unruhe, wenn sie an diesen Eingriff denken. Aber keine Sorge, ein Dammschnitt ist nur ein kleiner Schritt auf dem Weg zur Mutterschaft. Darüber hinaus ist er bei den meisten natürlichen Geburten überhaupt nicht notwendig.

Du kannst natürlich vor der Geburt deinen Arzt oder deine Ärztin fragen, ob ein Dammschnitt in deinem Fall erforderlich ist. Oft lässt sich das jedoch im Voraus schwer einschätzen. Häufig wird erst während der Geburt entschieden, ob ein chirurgischer Schnitt nötig ist oder nicht.

Du kannst schon jetzt eine wichtige Entscheidung treffen. Wenn du deinen Geburtsplan erstellst, kannst du angeben, ob du mit einem Dammschnitt einverstanden wärst oder lieber einen Dammriss in Kauf nehmen würdest. So können sich dein Arzt, deine Ärztin und deine Hebamme auf deine persönlichen Vorlieben einstellen.

Die Heilung nach einem Dammschnitt

Nach der Geburt hat die Mutter zunächst Zeit, ihr Baby in den Armen zu halten. Keine Sorge: Dieser wichtige Moment wird dir nicht verwehrt.

Versorgung der Wunde

Erst nachdem Mutter und Kind die Gelegenheit hatten, sich kennenzulernen, kümmert sich das Krankenhauspersonal um den Schnitt. Zunächst wird er gereinigt und dann mit Fäden zugenäht.

Dieses Verfahren ist in der Regel völlig schmerzfrei, weil der Bereich lokal betäubt ist. Da die Fäden der Dammschnittnaht sich nach einiger Zeit von selbst auflösen, müssen sie später nicht einmal gezogen werden.

Die meisten Frauen empfinden während oder kurz nach dem Eingriff keine Schmerzen. Die ersten Spätfolgen des Dammschnitts machen sich jedoch bald bemerkbar. Unter Umständen können diese unangenehm sein.

Heilungsförderung

Die zurückbleibende Narbe kann beim Sitzen und Gehen Schmerzen verursachen. Auch der erste Stuhlgang nach dem Dammschnitt kann leichte Probleme bereiten. Nach der Geburt sollte der Stuhlgang daher möglichst weich gehalten werden. Das kannst du mit einer ballaststoffreichen Ernährung und viel Flüssigkeit erreichen.

Generell brauchst du Zeit und Ruhe, für die Regeneration nach der Geburt. Vermeide jegliche Belastung der Wunde nach einem Dammschnitt, um die Dammschnittheilung zu unterstützen.

Du solltest in den ersten Tagen und vielleicht sogar Wochen auf Geschlechtsverkehr mit deinem Partner verzichten. Geschlechtsverkehr könnte auch später noch Schmerzen verursachen. Lass dich jedoch nicht entmutigen: Die Heilung schreitet schneller voran, als du vielleicht anfangs gedacht hast.

Wie lange die Heilung nach einem Dammschnitt genau dauert, hängt sehr von der Art des Dammschnitts und deiner persönlichen Konstitution ab. In der Regel verläuft die Erholung der Dammschnittnaht jedoch schnell und unproblematisch. Die durchschnittliche Heilungsdauer beträgt etwa sechs Wochen.

Pflegetipps für die Naht

Nach einem Dammschnitt kann es unangenehm sein, sich hinzusetzen oder zu gehen. Auch kleine Blutergüsse können an der Naht auftreten. Du kannst die Wunde mit Gel-Pads und Eisbeuteln kühlen, um die Beschwerden zu lindern.

Alternativ kannst du auch Verbände verwenden, die du zuvor im Kühlschrank gelagert hast. Einige Tage nach der Geburt kannst du auch warme Sitzbäder nehmen. Diese sind ebenfalls wohltuend. Ein kleiner Tipp: Gib etwas Lavendel- oder Arnikaessenz ins Badewasser.

Das Wichtigste bei der Dammschnitt-Pflege ist, die Naht mehrmals täglich mit warmem Wasser abzuspülen und dann trocken zu tupfen. Achte auch darauf, dass die Wunde ab und zu an die Luft kommt. Diese Maßnahmen sollten den Heilungsprozess fördern und die Dammschnitt-Heilung unterstützen.

Achte außerdem darauf, dich gesund und ausgewogen zu ernähren und viel Flüssigkeit zu trinken.

Du solltest beim Stuhlgang niemals zu stark pressen. Du kannst den Anus auch vorher mit Vaseline oder Speiseöl gleitfähiger machen. Dadurch werden die Stiche etwas weniger schmerzhaft.

Während des Wochenbetts unterstützt dich die Hebamme mit vielen praktischen Tipps und bewährten Hilfsmitteln. Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen, denn du bist in guten Händen.

Der Gedanke an einen möglichen Dammschnitt oder Dammriss ist sicherlich nicht angenehm. Mittlerweile wird dieses Verfahren jedoch nur noch selten durchgeführt, und wenn es doch notwendig sein sollte, ist es ein routinemäßiger Eingriff für Ärzte und Ärztinnen. Freu dich auf die bevorstehende Zeit mit deinem Baby!

Zur Entstehung dieses Artikels:
Alle Inhalte in diesem Artikel basieren auf vertrauenswürdigen fachspezifischen und öffentlichen Quellen, wie der BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung), dem Ärzteblatt oder den „Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses über die ärztliche Betreuung während der Schwangerschaft und nach der Entbindung (Mutterschafts-Richtlinien)“. Eine ausführliche Liste aller verwendeten Quellen finden Sie im Anschluss an diesen Artikel. Die hier aufgeführten Ratschläge und Informationen ersetzen keinesfalls die medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Konsultiere für eine professionelle Diagnose und Behandlung immer deinen Arzt oder deine Ärztin.

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